26.07.2022
Lehmann&Voss&Co.

Von Metall-Alternativen bis zu biobasierten Füllstoffen

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Lesedauer: 9 Minuten.

Die Lehvoss-Gruppe wird mit fünf Geschäftsbereichen auf der K 2022 vertreten sein. Zu den Schwerpunktthemen gehören u. a. nachhaltige Materialien, Kunststoffe für Fahrradbauteile, langfaserverstärkte Thermoplaste, Composites sowie Masterbatches, Additive und Füllstoffspezialitäten.

Mit den fünf Geschäftsbereichen Customized Polymer Materials (CPM), Masterbaches & Additives, Composite Materials, Luvomaxx sowie Magnesia präsentiert die Lehvoss-Gruppe, Hamburg, in Düsseldorf die Nachhaltigkeit und Leistungsfähigkeit ihrer Hochleistungsmaterialien im Rahmen eines breit gefächerten Ausstellungsprogramms. Dazu gehören im Einzelnen die folgenden Themen:

  • nachhaltige Materialien aus der Produktlinie Luvotech eco auf Basis der Technologie Lehvoss ecX
  • Hochleistungskunststoffe als Metall-Alternative für die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich von Fahrradbauteilen
  • Erweiterung des Portfolios an langfaserverstärkten Thermoplasten in der Produktlinie Luvocom LFT
  • neue hochperformante Masterbatches aus der Produktlinie Luvobatch
  • SMC-/BMC-Spezialprodukte aus dem Geschäftsbereich Composite Material
  • chemische und mineralische Spezialitäten aus dem Geschäftsbereich Luvomaxx
  • Rezyklate mit hoher Qualität

Die Produktlinie Luvotech eco basiert auf Rohstoffen aus dem werkstofflichen Recycling und wird mit 100 % Grünstrom eines zertifizierten Energieversorgers hergestellt. Die Technologie ecX (eco compounding eXperience) steht für das Know-how zur Herstellung von ökologisch nachhaltigen Materialien in hoher Qualität. Damit können Werkstoffe von PC/ABS bis hin zu PEEK mit verbesserter CO2-Bilanz realisiert werden.

  • Basis für die Qualität der Rezyklat-Produktlinie sind:
  • sorgfältige Analysen der unterschiedlichen Ausgangsmaterialien
  • umfangreiches Wissen in Bezug auf Anpassungen in der Rezeptierung
  • schonende und materialgerechte Compoundierung
  • jahrzehntelange Erfahrung in puncto Rezyklate seitens der Lehvoss-Gruppe und ihrer Tochterfirma WMK Plastics
  • langjährige und langfristige Kontrakte mit etablierten Lieferanten

Dadurch entsprechen alle Materialien der Produktlinie den internen Qualitätsrichtlinien, die in entsprechenden Spezifikationen festgeschrieben sind, und verfügen zusätzlich über ausgewiesene CO2-Fußabdrücke auf Basis der international gültigen Standards (DIN EN ISO 14040, DIN EN ISO 14044 sowie DIN EN ISO 14067) sowie der Ermittlung mittels GaBI Professional Software.

eco-Materialien für 3D-Druck

Den wachsenden Bedarf hinsichtlich nachhaltiger Materialien seitens des 3D-Drucks bedient die Lahvoss-Gruppe mit der Produktlinie Luvocom 3F eco PET. Das Material besteht zu 90 % aus recyceltem PET und kann sowohl im FFF- als auch im FGF-Verfahren eingesetzt werden. Wie alle Produkte aus der Produktlinie Luvocom 3F bietet das Material eine gute Verarbeitbarkeit sowie gute Produkteigenschaften. Zu den Einsatzbereichen zählt die Fertigung von zum Beispiel funktionalen Prototypen und Serienteilen in zahlreichen Industrien. Dazu gehört neben dem Maschinen- oder Automobilbau auch die Medizintechnik. Zahlreiche weitere Compounds befinden sich gegenwärtig in der Entwicklung und sollen das Lieferprogramm kurzfristig abrunden.

Aus Luvocom 3F eco PET additiv gefertigtes Befestigungselement. (Foto: Lehvoss)

Aus Luvocom 3F eco PET additiv gefertigtes Befestigungselement. (Foto: Lehvoss)

Metall-Alternativen für Fahrradbauteile

Die Hamburger präsentieren eine Reihe von technischen und Hochleistungskunststoffen, die z. B. als Metall-Alternative für die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich von Fahrradbauteilen eingesetzt werden können. Dazu gehören:

  • hochfeste Werkstoffe mit Glasfaser- und Carbonfaserverstärkung für Struktur- und Anbauteile
  • ultraleichte Konstruktionswerkstoffe und Hochleistungswerkstoffe für Leichtbau bei hoher Festigkeit
  • tribologisch eingestellte Werkstoffe zur Verringerung von Verschleiß und Reibung oder für den Trockenlauf
  • technische Rezyklate zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks

Alle Werkstoffe bieten eine Metall-Alternative sowohl unter den Gesichtspunkten der technischen Leistungsfähigkeit, der Bauteiloptik und der Designfreiheit als auch in Bezug auf die Gesamtkosten und den CO2-Fußabdruck. Sie versetzen Konstrukteure in die Lage, Potentiale in Bezug auf Bauteilentwicklung, Festigkeit und Gewicht auszuschöpfen, die bisher unentdeckt oder technologisch nicht realisierbar waren.

Dieses wird möglich durch technische und Hochleistungs-Kunststoffcompounds, die in puncto Beständigkeit und Festigkeitsniveau Metallen gegenüber gleichwertig oder, insbesondere im Vergleich zu Leichtmetall-Legierungen, zum Teil überlegen sind sowie die an verschiedenen regionalen Lehvoss-Produktionsstandorten in Europa, in den USA sowie in Asien hergestellt werden und somit die Teileproduktion im jeweiligen Absatzland durch kurze Wege unterstützen beziehungsweise sicherstellen.

Smartphonehalter auf Rezyklatbasis

Im Rahmen einer Fertigungsdemonstration auf dem Messestand präsentieren die Lehvoss Gruppe und Feschd, ein Hersteller von Mobiltelefonhalterungen für Fahrräder aus Gießen, die Produktion eines Smartphonehalters aus dem Recyclingwerkstoff Luvotech eco PA666-GF50-HS-BK. Der recycelte Werkstoff verfügt über ein geringeres CO2-Äquivalent gegenüber Neuware. Alle Teile können ausgetauscht beziehungsweise ersetzt werden und in einen technischen bzw. natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden. Die Produktion, der Zusammenbau und Versand erfolgen in Deutschland. Mit dem Erlös aus jeweils 50 verkauften Smartphonehaltern finanziert Feschd ein Fahrrad für Menschen in Entwicklungsländern.

Smartphonehalter aus Luvotech eco PA666-GF50-HS-BK. (Foto: Feschd)

Smartphonehalter aus Luvotech eco PA666-GF50-HS-BK. (Foto: Feschd)

3D-Skelett-Wickeltechnik für Fahrrad-Tretkurbel

Im Rahmen des gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT) durchgeführten Forschungsprojekts „Extremleichtbau durch Ganzheitliches Engineering der 3D Skelett Wickeltechnik” (ELeGanz-3D) präsentiert die Lehvoss Gruppe eine Tretkurbel für Fahrräder, deren additiv gefertigter Kern aus Luvocom 3F PAHT CF 9742 BK besteht. Der Tretkurbel-Demonstrator veranschaulicht das Potenzial der 3D-Skelett-Wickeltechnik (3DSW) im Kontext von Leichtbauanwendungen, die komplexe Wechselwirkungen von Zug-, Druck- und Torsionsbelastungen erfordern.

Das Nachhaltigkeitskonzept des Solinger Herstellers Rixen&Kaul für sein Fahrradzubehör fußt u. a. auf dem Einsatz der Recyclingwerkstoffe Luvotech eco sowie dem Bezug der Materialien aus dem ebenfalls in Solingen ansässigen Lehvoss-Produktionsstandort.

Fahrradsattel mit Luftdämpfung

Der vollständig in Österreich produzierte, bis 1,2 bar aufpumpbare Fahrradsattel Blobber mit Luftdämpfung verfügt über einen gedruckten Kern aus Luvosint TPU. Der Sattel wird dabei auf Basis von zwei Produktionsverfahren gefertigt: Im ersten Schritt wird der als Dämpfungselement fungierende Einleger gesintert, im zweiten wird die Polyurethan-Vergusstechnik angewendet.

Der Blobber-Sattel mit Komponenten aus Luvosint und Luvotech eco. (Foto: Blobber)

Der Blobber-Sattel mit Komponenten aus Luvosint und Luvotech eco. (Foto: Blobber)

Portfolio an langfaserverstärkten Thermoplasten erweitert

Lehvoss präsentiert zudem sein erweitertes Produktportfolio an langfaserverstärkten Thermoplasten Luvocom LFT. Sowohl bei strukturellen Bauteilen als auch im Bereich Metallersatz drängen die neuen LFT-Compounds in bis dato technologisch nicht realisierbare Bereiche vor. Die auf der Messe vorgestellten Modifizierungen bieten weiter verbesserte Leistungsparameter, wie zum Beispiel Schlagzähigkeit, Einfärbbarkeit oder auch Oberflächenbeschaffenheit. Zu den Messe-Exponaten gehört dabei unter anderem die Flugzeug-Betankungsdüse Elaflex mit verbessertem Griff.

Der Griff aus dem mechanisch hochbelastbaren, schlagzähem Luvocom LFT PA66-GF30 basiert auf einem langfaserverstärkten Polyamid. Neben der hohen Schlagzähigkeit auch bei Kälte bietet das Material eine gute Einfärbbarkeit, die zur Unterscheidungssicherheit beiträgt.

Griff aus Luvocom LFT für Betankungssystem der Firma Elaflex. (Foto: Elaflex)

Griff aus Luvocom LFT für Betankungssystem der Firma Elaflex. (Foto: Elaflex)

Treibmittel und Flammschutz

Der Bereich Masterbatche & Additive präsentiert neue hochperformante Additiv-Masterbatche.
Die Entwicklung von leichten und zugleich widerstandsfähigen Kunststoffen ist ein bedeutendes Zukunftsthema. Denn weniger Gewicht bedeutet sowohl Energie-, als auch Material- beziehungsweise Transportkosteneinsparung. Für diese Zielsetzung hat Luvobatch physiologisch unbedenklichere, endotherme und ADC-freie Treibmittel-Masterbatches für den Einsatz im Spritzgießen und in der Extrusion entwickelt. Diese Masterbatches können auch in Lebensmittelanwendungen eingesetzt werden und erreichen bereits bei einer geringen Dosierung ab 0,1 % deutliche Ergebnisse bei der Reduzierung von Gewicht und Einfallstellen sowie der Optimierung von Verarbeitungsparametern. So konnte beispielsweise im Automobilbereich mit einer einprozentigen Masterbatchzugabe eine Gewichtsreduzierung von 24 % erreicht werden.

Dazu kommen Produktneuheiten im Bereich Flammschutz, die sich durch umweltfreundlichere halogenfreie Masterbatches auf Basis von Stickstoff, Phosphor, mineralischen Additiven oder intumeszierenden Systemen auszeichnen. Diese werden auf verschiedenen Polymerträgern zur hohen Kompatibilität mit dem Kundenmaterial hergestellt. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von Folienaufbauten bis hin zu Kabeln und Bauteilen mit höheren Wandstärken. Eine weitere Produktneuheit ist das reine Additiv von Inovia zur halogenfreien Flammschutzausrüstung von PMMA und PC, ohne die bis dato vorherrschenden Einbußen bei der Transparenz.

Spezialprodukte für Composite-Verarbeitung

Für die kontrollierte Fertigung duroplastischer Formmassen präsentiert das Team Composite Materials auf der K 2022 ein breitgefächertes Produktportfolio. Dazu gehören:

  • Magnesiumoxid-Eindickpasten Luvatol für die individuelle und punktgenaue Steuerung des SMC-/BMC-/CIPP-Liner-Produktionsprozesses
  • Trägerfolien Trennfilm und Liner-Tube für SMC- und Relining-Anwendungen
  • halogenfreie Flammschutzadditive Luvogard für Reaktionsharze
  • Flammschutzadditive Luvogard für PVC-Plastisole und Textilbeschichtungen
  • Dispergierhilfsmittel Luvatine für hochgefüllte Harzdispersionen
  • Trennmittel Luvotrent für vielfältige Anwendungen
  • Abreißgewebe Peel Ply für hochwertige Oberflächen.
  • Fließhilfe-Verbund Combimesh für die Kombination mehrerer Arbeitsgänge in einem Produkt
  • Vakuumfolie in Form eines coextrudierten Polyamid-Films

Neue Kooperationen und Produkte im Kautschuk-Portfolio

Das Aluminiumtrihydrat (ATH) Alfrimal von Alpha Calcit (Deutschland) ist ein umweltfreundliches, halogenfreies Flammschutzmittel. Das chemisch reine ATH eignet sich für Drähte und Kabel sowie Gummiprodukte im Bergbau oder im öffentlichen Verkehr – überall dort, wo ein zuverlässiger Brandschutz erfordert wird.

Brisil (Indien) gewinnt gefällte Kieselsäure aus Reishülsen. Derzeit existiert eine Produktionsanlage im indischen Bundesstaat Gujarat mit einer Kapazität von 7.400 t/a. Weitere Produktionsanlagen in Asien befinden sich in Planung.

Magris (USA/Kanada) bietet mit Mistron Vapor eine Reihe von reinen Talk-Füllstoffen mit zum Beispiel Barriere-Eigenschaften, bessere Extrusionsleistung oder auch Dimensionsstabilität für Gummiartikel.

Oxitec (Brasilien) wandelt Nebenprodukte aus der Zellstoffverarbeitung in einen Ersatz-Rohstoff für Zinkoxid um. Dieser Ersatz-Rohstoff ist in der Lage, Zinkoxid als Aktivator in Gummimischungen zu ersetzen.

UPM (Finnland) produziert erneuerbare funktionelle Füllstoffe. UPM BioMotion wird aus Biomasse hergestellt und bietet die Möglichkeit, CO2-intensive Füllstoffe – wie Industrieruß oder Kieselsäure – in Kautschuk- und TPE-Mischungen zu ersetzen. Die Biomasse wird dabei aus 100 % nachhaltig bewirtschafteten Wäldern gewonnen.

Lehmann&Voss&Co unterstützt zudem das Forschungsprojekt „Biobasierte Antioxidantien” des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie und des Deutschen Instituts für Kautschuktechnologie.

www.lehvoss.de

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