Der Kunststoffhersteller bringt derzeit mit der Reihe Pocan X-MB neue PBT-Compounds auf den Markt, die auf biozirkulärem 1.4-Butandiol (BDO) basieren. Der nachhaltige Anteil in den Thermoplasten ist nach dem ISCC-Plus-Standard zertifiziert und ausgewiesen.
Ausgangsstoff für das biozirkuläre BDO ist Altspeiseöl, das als Rohstoff der zweiten Generation nicht in Konkurrenz mit der Produktion von Nahrungsmitteln steht. „Wir bieten unseren Kunden mit diesen Compounds die Möglichkeit, den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte deutlich zu senken, von fossilen Rohstoffquellen unabhängiger zu werden und dadurch Ressourcen zu schonen. Gleichzeitig sind die neuen Compounds ein wichtiger Meilenstein auf unserem Weg, das komplette Portfolio von Envalior auch in Materialvarianten auf Bio- und/oder Rezyklatbasis anzubieten“, erklärte Marc Marbach, Global Business Director PBT bei Envalior, Dormagen.
Neben Altspeiseöl werden aktuell weitere nachhaltige Rohstoffquellen geprüft (u. a. auch Post Consumer Rezyklate). Große Einsatzchancen haben die Materialinnovationen in typischen PBT-Anwendungen wie etwa Steckern und Gehäusen sowie Struktur- und Funktionsbauteilen.
Bis zu 71 % Anteil an nachhaltigen Rohstoffen
Zurzeit sind drei Produktvarianten von Pocan X-MB mit Glasfasergehalten von 20 und 30 % nach ISCC Plus zertifiziert. Prinzipiell ist das komplette Portfolio von Pocan auf Basis von biozirkulärem BDO abbildbar, also etwa auch die hydrolysestabilisierten, flammgeschützten oder lasertransparenten Produktvarianten. Marbach weiter: „Wir werden die neue Produktreihe in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden zügig ausbauen.“
Der Anteil an nachhaltigem Material im PBT-Basismaterial von Pocan X-MB liegt bei 26 %. Dieser Anteil lässt sich in den Compounds noch deutlich steigern, wenn zusätzlich zum nachhaltigen BDO PET aus Post Consumer-Rezyklaten und Rezyklatglasfasern zum Einsatz kommen. Dies ist beispielsweise bei Pocan T3230 RC X-MB der Fall. Es enthält einen nachhaltigen Anteil von rund 71 %.
Die CO2-Fußabdrücke der neuen Produkte sind im Vergleich zu entsprechenden Standard-Compounds in einer Größenordnung von mehr als 30 % geringer. Aktuell wird daran gearbeitet, sie für jedes Compound genau zu ermitteln und für Kunden bereitzustellen. „Wir wollen damit auch einen Beitrag dazu leisten, dass unsere Kunden und deren Abnehmer komplette Lebenszyklusanalysen für ihre Erzeugnisse erstellen können“, so Marbach.
Fossil basierte Compounds ohne großen Aufwand ersetzbar
Das aus Altspeiseöl gewonnene BDO ist chemisch und physikalisch völlig identisch mit BDO fossilen Ursprungs. Deshalb haben auch die daraus hergestellten PBT-Compounds die gleichen chemischen, physikalischen und verarbeitungstechnischen Eigenschaften und die gleiche Qualität wie ihre fossilen Pendants. Sie erfüllen die gleichen technischen Spezifikationen und Zertifizierungen. „Unsere Kunden können die X-MB-Compounds daher direkt als Drop in-Lösung zur Substitution fossil basierter PBT-Produktpendants einsetzen und dazu laufende Fertigungsprozesse nutzen. Größere Kosten für die Umstellung – etwa durch den Bau von Werkzeugen – entstehen nicht“, fasste Marbach zusammen.
Das ISCC Plus-Zertifikat für Envalior gilt nicht nur in Deutschland und für das zirkuläre BDO. Es kann auf alle Betriebe weltweit, in denen das Unternehmen PBT-Compounds produziert, ausgeweitet werden. Das Unternehmen wird daher die Pocan X-MB-Reihe an verschiedenen Standorten weltweit herstellen und von dort aus als zertifizierte Produkte vertreiben.
Envalior vertreibt unter dem Namen Pocan Eco schon länger ISCC Plus-zertifizierte PBT-Compounds, die neben Recyclingglasfasern aus industriellen Glasabfällen auch mechanisch rezykliertes Post Consumer-PET enthalten können. Produktbeispiele sind Pocan ECOB3235 mit 30 Gew.-% Rezyklatglasfasergehalt, Pocan ECOT3230 mit 30 Gew.-% rezykliertem PET (PCR) und 30 Gew.-% Rezyklatglasfasergehalt oder das halogenfrei flammgeschützte PBT Pocan ECOBFN4231 mit einem Anteil von 25 Gew.-% Rezyklatglasfaser. „Die Nachfrage nach solchen Rezyklattypen ist in letzter Zeit vor allem in der Automobilindustrie stark gestiegen – nicht zuletzt wegen der anstehenden neuen EU-Richtlinie zur umweltgerechten Entsorgung von Altfahrzeugen”, erklärte Marbach.