In der Zusammenarbeit des Maschinenbauers mit dem Climate Start-Up carbonauten geht es um einen verstärkten industriellen Einsatz sogenannter CO2-negativer NET Materials zu marktgerechten Preisen.
Das Start-Up carbonauten, Giengen an der Brenz, entwickelt und produziert in dezentralen Fabriken (minus CO2 factory) industrielle Grundstoffe und Vorprodukte und setzt auf die Eigenentwicklung einer Karbonisierungstechnologie im großen Maßstab, die flexibel alle Arten von holzigen Biomasseresten zu CO2-negativen Biokohlenstoffen verarbeitet. Für den Kunststoffmarkt bietet carbonauten polymers CO2-negative Composites mit Biokohlenstoffgehalt.
CO2-negative Vorprodukte für die Kunststoffindustrie
Die sogenannten NET Materials (Negative Emission Technology), sind CO2-negative Vorprodukte für die Industrien Kunststoff, Chemie, Agrar und Bau. Arburg, Loßburg, will das CO2-reduzierte Material für Spritzgießanwendungen einsetzbar machen. Ab 2025 müssen Arburg und alle anderen Unternehmen, die unter die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) fallen, neben den Scope 1- (Emissionen aus unternehmenseigenen Quellen) und 2- (indirekte Emissionen durch den Zukauf von Energie oder Strom) zusätzlich auch die Scope-3-Emissionen messen und in ihrem Nachhaltigkeitsbericht offenlegen. Bei den Scope 3-Emissionen handelt es sich um alle indirekten Emissionen, die nicht im Unternehmen, sondern in der vorgelagerten Lieferkette oder durch die nachgelagerte Nutzung der hergestellten Produkte und angebotenen Dienstleistungen entstehen.
Dezentrale Herstellung von CO2-negativen Biokohlenstoffen
Die spezielle Karbonisierungstechnologie ermöglicht die kostengünstige und dezentrale Herstellung von CO2-negativen Biokohlenstoffen. Carbonauten entwickelt und produziert industrielle Grundstoffe und Vorprodukte auf der Basis von Biokohlenstoffen und Bioölen in dezentralen Fabriken. Biokohlenstoffe binden dauerhaft bis zu 3,67 t CO2-Äquivalent pro Tonne Biokohlenstoff. Die als Nebenprodukt entstehenden Bioöle dienen als CO2-negativer Grundstoff für die Chemie. Ein weiteres Nebenprodukt ist grundlastfähige erneuerbare Energie.
In der „minus CO2 factory 001“ in Eberswalde bei Berlin startete die aktive Reduzierung von CO2. Sie ist die erste von zukünftig dutzenden Fabriken weltweit. Eine zweite entsteht bis 2025 im chinesischen Chibi. Neben der industriellen Produktion ist Eberswalde Forschungs- und Entwicklungsstandort für Hardware, technologische Erweiterungen und Optimierung der Produktionsprozesse.
Kooperation mit Arburg
Die Biokohlenstoffe werden zu sehr feinen Pulvern verarbeitet und mit Polymeren zu den zum Patent angemeldeten NET Materials compoundiert. Arburg verfügt über Kompetenzen in der Anwendungs- und Verfahrenstechnik, die eine praxisgerechte Anpassung dieser biobasierten Holzmaterialien auf die industrielle Verarbeitung ermöglichen.
Zentrales Ziel der Kooperation ist die Verwendung der CO2-negativen Compounds von carbonauten unter Verwendung der Spritzgießtechnologie von Arburg für die Entwicklung von Prototypen. Daraus soll eine breite Palette von Kunststoffanwendungen und anschließend die Entwicklung gemeinsamer Verarbeitungstechnologien resultieren, um CO2-negative Kunststoffprodukte auf den Markt zu bringen.
Carbonauten polymers hat sich umfangreiche Expertise bei Entwicklung und Produktion von CO2-negativen Kunststoffen aufgebaut, die verbesserte Eigenschaften aufweisen und dabei nicht teurer sind als die konventionellen Pendants. Die gebrauchsfertigen Masterbatches und Compounds sind mit technischen Biokohlenstoffen gefüllte Kunststoffgranulate. Viele Eigenschaften der Kunststoffe verbessern sich dadurch, Kosten sinken und die Recyclingfähigkeit bleibt erhalten. Als Basis können dauerhaft stabile oder bioabbaubare Polymere und Biopolymere verwendet werden. Die Verarbeitung der Granulate erfolgt wie bei anderen Kunststoffen, was die Defossilisierung für Produzenten einfach und wirtschaftlich attraktiv macht.
Die Ergebnisse von Produkten und Lösungen sollen zu den Arburg Technologie-Tagen 2025 sowie auf anderen Messen und Ausstellungen präsentiert werden. Hinzu kommen die Ausweitung der Zusammenarbeit in Nachhaltigkeit und Reduzierung der CO2-Emissionen, das Sammeln von Marktinformationen zur Unterstützung der weiteren Produktentwicklung sowie Workshops und Seminare von Arburg, carbonauten oder anderen Institutionen. Gemeinsame Marketingkampagnen und die Organisation von Webinaren, um Technologien, Anwendungen und die Vorteile des gemeinsamen Angebots vorzustellen, komplettieren die Zusammenarbeit.
Dr. Cristian Hedesiu, CTO von carbonauten polymers, und Geschäftsführer Torsten Becker wollen als Kooperationsschritte zunächst Arburg und das Kundencenter mit 42 Spritzgießmaschinen besuchen, um dann das gemeinsame Ziel der Entwicklung von Technologien für die kostengünstige Verarbeitung der CO2-negativen Compounds weiter zielgerichtet voranzutreiben. „Mittelfristig haben wir die Absicht zum Erwerb von Spritzgießmaschinen von Arburg zur eigenen Herstellung von Plastikteilen in den ‚minus CO2 factories‘. So erreichen wir eine tiefe Wertschöpfung und können unseren Energieüberschuss zum Betrieb der Spritzgießmaschinen verwenden“, sagt Hedesiu.
„Wir machen gerade vielversprechende anwendungstechnische Versuche mit dem neuen Compound im Kundencenter. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind“, führt Manuel Witte, Abteilungsleiter Anwendungstechnik & Branchen bei Arburg, aus.“