Die EU-Regulierungen im Bereich von Lebensmittelkontaktanwendungen verschärfen sich ständig. Ein Ausweg aus dem Dschungel an Vorschriften und Paragraphen bietet der TPE-Hersteller mit weichmacher- und damit BPA-freien thermoplastischen Elastomeren mit ISCC-Plus-Zertifizierung.
Vor dem Hintergrund ständiger Veränderungen im Bereich der Lebensmittelkontaktanwendungen und immer strengeren EU-Vorschriften, wie der seit 2023 geltenden Angebotspflicht von Mehrweglösungen für alle, die Einwegverpackungen anbieten, und dem seit Anfang des Jahres geltenden Verbot bestimmter Kunststoffflaschen und -verpackungen, sehen sich Hersteller und Inverkehrbringer solcher Produkte vor große Herausforderungen gestellt. Es gilt u. a., zeitnah Materialien zu identifizieren, mit denen qualitativ hochwertige Mehrweglösungen und bedenkenloser Lebensmittelkontakt realisiert werden können. Mit TPE-Materialien, insbesondere solchen, die auch eine ISCC-Plus-Zertifizierung vorweisen können, bieten sich Möglichkeiten für alle Lebensmittelkontaktanwendungen und weitere sensible Marktbereiche an und damit Alternativen zu anderen gängigen Materialien.

Für Anwendungen mit Lebensmittelkontakt gibt es immer verschärftere Regularien. (Foto: Adobe Stock / Ehtisham)
Zahlreiche Verordnungen für den Lebensmittelbereich
Seit der EU-Verordnung 1935/2004 vom Oktober 2004 ist eine EU-weite Regelung für Lebensmittelkontaktmaterialien in Kraft, seitdem sind zahlreiche Verordnungen hinzugekommen. Mit dem Ziel, der Kunststoffflut Herr zu werden, wurden seit Anfang 2023 Hersteller und Anbieter von Einwegverpackungen dazu verpflichtet, zusätzlich Mehrweglösungen anzubieten. Bei Verstoß drohen Strafen. Mit Beginn des Jahres wurde ein weiterer Schritt eingeleitet: Bestimmte Kunststoffflaschen und -verpackungen sind nunmehr verboten. Hintergrund ist die Diskussion um Bisphenol A (BPA). Bereits seit 30 Jahren wird hierüber gestritten. Der hormonell wirkende Stoff, der ursprünglich in der Östrogentherapie eingesetzt werden sollte, wurde schon früh als potenziell gesundheitsschädlich angesehen. Seit 2016 ist er offiziell als „wahrscheinlich fortpflanzungsschädlich beim Menschen“ eingestuft, der sowohl die Fruchtbarkeit, als auch die Entwicklung des Fötus beeinträchtigen kann. Darüber hinaus werden Übergewicht, Brustkrebs und Verhaltensstörungen bei Kindern als weitere Risiken im Zusammenhang mit BPA diskutiert. BPA wird oft als Weichmacher insbesondere in der PVC-Verarbeitung eingesetzt. Da er nicht fest in den Kunststoff eingebunden ist, kann er sich herauslösen und aus Verpackungen in Lebensmittel migrieren. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sind BPA und andere Weichmacher „endokrine Disruptoren“, die schon in geringen Mengen den Hormonhaushalt empfindlich stören können. Die EU hat daher ein BPA-Verbot für Verpackungen im Lebensmittelkontakt ausgesprochen, was sich u. a. auf Kunststoffflaschen, Tetrapaks und Konservendosen bezieht.
Lebensmittelkonforme TPEs
Den TPE-Materialien, die sich schon seit langer Zeit im Lebensmittelkontakt, aber auch in vielen anderen Bereichen wie Konsumgüter, Medizin, Pharmazie, und etlichen weiteren Industrien durchgesetzt haben, kommt hier erneut eine große Bedeutung zu, weil sie von „Natur aus“ weichmacherfrei und damit auch BPA-frei sind. TPEs sind lebensmittelkonform und aufgrund ihrer Verarbeitungstechnologie ressourcenschonend und energiesparend. TPE-Materialien im Lebensmittelkontakt sind schon seit fast 50 Jahren im Einsatz.

Das TPE ProvaMould 1190 NC eignet sich u. a. für Coffee-to-go Mehrwegbecher. (Foto: Adobe Stock / Evis)
Bei Actega, Bremen, hat Anfang der 1980er Jahre alles mit PVC- und weichmacherfreien Dichtmassen für Kronkorken und Aluminiumverschlüsse angefangen. Heute wird ein breites Portfolio an TPE-Materialien angeboten, das sich für Verschlüsse und Verpackungen, für den Medizin- und Pharmabereich, für alle Arten von Konsumgütern und für Küchenutensilien zum Zubereiten, Aufbewahren, Kochen und Backen einsetzen lässt. So steht u. a. mit ProvaMould 1190 NC ein TPE-Material zur Verfügung, das sich für Coffee-to-go Mehrwegbecher eignet. Das naturfarbene, für das Spritzgießen optimierte TPE bietet Dichtigkeit, ansprechende Haptik und individuelle Einfärbbarkeit. Darüber hinaus ist es spülmaschinenfähig.
Biobasierte und zirkuläre Rohstoffe
Zur Unterstützung des Mehrweggedankens werden vom Unternehmen zusätzliche ISCC-Plus-zertifizierte Varianten angeboten und damit auf ein weltweit führendes Zertifizierungssystem gesetzt. ISCC Plus (International Sustainability & Carbon Certification), ein anerkanntes System für Massenbilanzzertifizierungen, entspricht der „Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED“ der Europäischen Kommission. Der Anteil an biobasiertem Rohstoff wird rechnerisch den fertigen Produkten zugeordnet. Hierdurch wird systematisch der Einsatz fossiler Rohstoffe reduziert und die Nutzung biobasierter und zirkulärer Rohstoffe gefördert. Ziel ist, die Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen über die gesamte Wertschöpfungskette zu gewährleisten, was sowohl die Herkunftsnachweise für Rohstoffe und Materialien einschließt als auch, dass alle Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette ISCC-Plus-zertifiziert sein müssen. Als Drop-In-Lösung zu herkömmlichen TPE eingesetzt, erhalten die Anwender ein Produkt, das chemisch identisch mit ihrem Bestandsprodukt ist. D. h., die bisherigen Verarbeitungsparameter bleiben bestehen und eine Neuqualifizierung oder Rezertifizierung des Materials ist nicht nötig.