Nachdem der Extrusionsmaschinen-Spezialist auf der K 2022 erstmals das Automatisierungssystem PAM für Breitschlitzdüsen und Coextrusionsadapter vorgestellt hat, wurde jetzt das 150. System an einer Kundenanlage installiert.
Die mechatronische Steuerung verfügt über Vorteile gegenüber bisher marktüblichen Wärmedehnbolzen-Automatik-Systemen. Mit präzisen elektrischen Aktuatoren steuert PAM (präzise, autonom, mechatronisch) automatisch die Justierschrauben für die Einstellung und Regelung der Düsen-Flexlippe. Je nach Düsenausführung ist zusätzlich eine autonome Verstellung des Staubalkens, der Breitenverstellung und der Lippenöffnung über die Verstellung der unteren Düsenlippe möglich. PAM ist für alle neuen Reifenhäuser Breitschlitzdüsen sowie als Nachrüstung auch für Düsen sämtlicher Dritthersteller verfügbar.
Das 150. Exemplar wurde an einen Kunden in Deutschland ausgeliefert, der seine PET-Tiefziehfolien-Anlage mit PAM automatisiert hat. Das System bietet eine einfache Konstruktion und Handhabung. Die Bedienung der Anlage ist einfacher, komfortabler und sicherer. Einmal gespeicherte Einstellungen können über die Anlagen-HMI abgerufen werden und PAM liefert auf Knopfdruck reproduzierbare Folienqualität. Verarbeiter werden so unabhängiger von der Qualifikation und Erfahrung der Anlagenbediener, erzielen einen schnelleren Start der Gutproduktion sowie einen höheren Output. Zudem wird weniger Energie verbraucht, denn die motorisierten Aktuatoren müssen nur während der Justierung kurz mit Strom versorgt werden und nicht permanent, wie herkömmliche Wärmedehnbolzen. Die Gesamtanlageneffizienz (OEE) verbessert sich insgesamt.
Die Technologie wurde von der 1983 von Robert Maeder gegründeten maku AG entwickelt. 2022 ist Reifenhäuser Extrusion Systems (RES) – die auf Extrusionskomponenten spezialisierte Business Unit der Reifenhäuser Gruppe – eine strategische Partnerschaft mit maku eingegangen, um das PAM-System gemeinsam weiterzuentwickeln und weltweit zu vermarkten. Reto Maeder, der heutige Geschäftsführer, Co-Owner und Sohn des Firmengründers, ist weiterhin in der Entwicklung und Kundenbetreuung rund um das PAM-System aktiv und steht mit seinem langjährigen Know-how im Bereich mechatronischer Düsensteuerung zur Verfügung.
Einfache Bedienung und hohe Arbeitssicherheit
Beim Anfahren einer Extrusionsanlage oder bei Produktwechseln sind bisher viele geschulte Handgriffe nötig. Produzenten sind daher abhängig von gut qualifizierten Maschinenführern, was in Zeiten von Fachkräftemangel und hoher Fluktuation ein enormes Problem darstellt. Mit PAM werden Produzenten unabhängiger, da die Anlage selbst die Düseneinstellung jederzeit wiederherstellen kann.
Ein weiterer entscheidender Vorteil der PAM-Automatisierung ist die erhöhte Arbeitssicherheit. Bei einer manuell gesteuerten Flachfolienanlage arbeitet der Maschinenführer direkt am sogenannten Heißteil der Anlage. Beim Einsatz von PAM kommt er weder mit heißen Metallelementen der Anlage noch mit der heißen Schmelze selbst in Kontakt. Verbrennungen oder sonstige Verletzungen durch Arbeiten an der laufenden Extrusionsanlage sind somit ausgeschlossen.
PAM für Coextrusionsadapter
Die PAM-Steuerung ist nicht nur für Breitschlitzdüsen sondern auch für den Coextrusionsadapter Pro von Reifenhäuser verfügbar. Dieser Feedblock ist laut Hersteller das einzige Coextrusionssystem auf dem Markt, das die Profilierung der einzelnen Folienschichten bei laufender Anlage ermöglicht. Anders als bei konventionellen Lösungen müssen dafür im Adapter befindliche Elemente nicht zeitaufwändig ausgebaut, bearbeitet und wieder eingebaut werden. Stattdessen lassen sich Profiler flexibel während des Betriebs einzeln oder gemeinsam über eine Zentralverstellung steuern.
Mit der PAM-Option geht Reifenhäuser einen Schritt weiter und automatisiert die Einstellung der Schichtverteilung und vereinfacht Anpassungen durch eine integrierte Rezeptverwaltung. Das ist vor allem für Hersteller von Folien mit vielen Schichten und Produktwechseln interessant.
Während bei einfachen 3-Schicht-Verbunden der Coextrusionsadapter mit ein paar Handgriffen eingestellt ist, müssen bei zum Beispiel Barriereverbunden mit 11 Schichten bis zu 70 Profiler justiert werden. Im Vergleich zur manuellen Einstellung durch einen Maschinenbediener spart die Automatisierung – abhängig von der Anzahl der umzustellenden Profiler – zirka eine halbe Stunde Umstellzeit.