Die EvoBus GmbH, eine Tochter des Daimler Konzerns, ist einer der weltweit führenden Omnibushersteller in der Gewichtsklasse über 8 t. Um ihre Vorreiterrolle in Zeiten des zunehmenden Wettbewerbsdrucks weiter auszubauen, […]

Flexibilität in der Produktion: Dank 3D-Druck stehen Ersatzteile, z.B. für den Innenraum von Bussen, kostengünstig und schnell zur Verfügung. (Foto: Daimler Buses)
Langfristige Gewähr für Ersatzteile
Der Bereich Customer Services & Parts (CSP) der EvoBus GmbH steht der Herausforderung von steigenden Kosten für Lagerung und Logistik sowie langen Lieferzeiten gegenüber. Grund dafür ist ein immer breiter werdendes Portfolio, verbunden mit der Zusicherung an die Kunden, ihnen über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren nach Serienauslauf Ersatzteile für ihre Busse zur Verfügung zu stellen. Derzeit verwaltet der CSP-Bereich von EvoBus über 300.000 aktive Ersatzteile, von denen eine Vielzahl auf Lager gehalten werden – Tendenz steigend. Aufgrund von Mindestabnahmemengen kommt es zudem häufig zur Überproduktion: Oft müssen 15, 20 oder sogar 100 Teile abgenommen werden, selbst wenn nur eines benötigt wird.
Mit konventionellen Produktionsverfahren kann EvoBus den wachsenden Herausforderungen im Bereich Customer Services & Parts schwer begegnen. In der Produktionsflexibilität der additiven Fertigung sieht sie hingegen großes Potenzial: „Durch die Implementierung des 3D-Drucks in unser CSP-Geschäftsmodell erhoffen wir uns, die steigenden Lager- und Werkzeugkosten aufgrund des zahlenmäßigen Anstiegs der unterschiedlichen Omnibus-Ersatzteile zu reduzieren und zugleich unsere Lieferleistung an unsere Endkunden weiter zu verbessern“, fasst Ralf Anderhofstadt, Projektleiter CSP 3D-Druck zusammen.
Implementierung der additiven Fertigung

EOS GmbH
Hochwertig: Die additiv gefertigten Ersatzteile erfüllen die Kriterien, die Premiummarken wie Daimler Buses an Bauteile im sichtbaren Bereich stellen. (Fotos: Daimler Buses, EOS)
In einem ersten Workshop ging es um die systematische Auswahl geeigneter Bauteile für die additive Fertigung. Mithilfe der von Additive Minds entwickelten Methodik „Part Screening and Selection“, die bereits in über 50 Kundenprojekten in verschiedenen Industrien zum Einsatz kam, identifizierte EvoBus mehr als 2.000 Teile. Von diesen sollen zunächst einige Metall- und Polymer-Bauteile umgesetzt werden. Da für viele Ersatzteile keine digitalen Baupläne vorliegen, beleuchteten Additive Minds und EvoBus gemeinsam die Möglichkeiten zur Digitalisierung mittels Reverse Engineering und analysierten potenzielle Dienstleister. Dabei entstand ein eigenes Unterprojekt: Wie erreichen wir mit additiver Fertigung die typischen Haptik- und Oberflächenvorgaben von Interieurteilen? Die kontinuierlich enge Zusammenarbeit von Additive Minds und EvoBus stellt sicher, dass für alle im Projektverlauf aufkommenden Fragen eine Lösung gefunden werden kann. So auch bei der Auswahl des Materials. Hier arbeiten EOS und EvoBus bereits gemeinsam an der Qualifizierung eines neuen Werkstoffs, der die strengen Brandschutzbestimmungen im Fahrzeugbau erfüllt.

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Auch die typischen Haptik- und Oberflächenvorgaben von Interieurteilen kann mit additiver erreicht werden. (Foto: Daimler Buses, EOS)
Das nächste Projektziel ist der Einsatz additiv gefertigter Bauteile beim Endkunden. Ausgehend von einer zunächst zentralisierten Produktion wird auch explizit der zukünftige Einsatz der Drucker direkt bei den Außenorganisationen geprüft.
Digitalisierung der analogen Bauteile

Projekt-Workshop mit Ralf Anderhofstadt (CSP 3D-Druck – Daimler Buses) und Additive Minds. (Foto: Daimler Buses, EOS)
Auch die Endkunden profitieren: Dank verkürzter Lieferzeiten können sie unproduktive Ausfallzeiten ihrer Busse auf ein Minimum reduzieren. Zudem lassen sich Bauteile mittels additiver Fertigung auch hinsichtlich ihrer Komplexität und Funktionsintegration optimieren. Dadurch kann EvoBus in Zukunft noch besser auf individuelle Kundenanforderungen eingehen.