Mit der Präsentation einer ersten Marktplatzlösung für die Kunststoffindustrie vollzog Engel, Schwertberg (Österreich), auf der K 2019 den nächsten Schritt in der digitalen Transformation. Die Vernetzung auf horizontaler Ebene eröffnet […]
Mit der Präsentation einer ersten Marktplatzlösung für die Kunststoffindustrie vollzog Engel, Schwertberg (Österreich), auf der K 2019 den nächsten Schritt in der digitalen Transformation. Die Vernetzung auf horizontaler Ebene eröffnet die Chance, Prozesse funktionsübergreifend entlang des vollständigen Wertstroms zu analysieren und zu optimieren.
Von intelligenten Assistenzsystemen über Condition Monitoring bis zu MES sind in den kunststoffverarbeitenden Betrieben bereits viele unterschiedliche Industrie-4.0.-Technologien im Einsatz. Sie unterstützen die Unternehmen, Maschinen- und Prozessdaten zu sammeln und auszuwerten, um auf Basis der Ergebnisse die Prozesse immer weiter zu optimieren. „Bislang passiert dies innerhalb einzelner Wertschöpfungsstufen, wie der Spritzgießverarbeitung“, macht Dr. Stefan Engleder, CEO von Engel, deutlich. Mit den weiter steigenden Effizienz- und Qualitätsanforderungen in der Fertigung komme es jedoch immer stärker auf das Zusammenspiel der einzelnen Anlagenkomponenten an. Transparenz über den Gesamtprozess lautet deshalb das Ziel der digitalen Transformation, dem Engel nun ein großes Stück näher rückt. Übergeordnete Plattformen, Marktplätze, werden zukünftig die Daten und Produkte von Systemen unterschiedlicher Wertschöpfungsstufen bündeln, um den Produktionsprozess entlang des vollständigen Wertstroms analysieren und optimieren zu können. Zum Spritzgießprozess kommen zum Beispiel die vor- und nachgelagerten Arbeitsschritte hinzu, wie das Trocknen und Zuführen des Materials oder auch die Montage und Lackierung der gespritzten Bauteile.Datendurchgängigkeit über alle Marken
Was einfach klingt, birgt die Herausforderung, dass entlang des Wertstroms Maschinen, Anlagen und Technologien ganz unterschiedlicher Anbieter zum Einsatz kommen. Deshalb handelt es sich beim auf der K vorgestellten Marktplatz auch nicht um ein Engel-Produkt, sondern eine auf der Technologie Adamos Hub basierende Lösung. Adamos ist eine Allianz vom Maschinenbau für den Maschinenbau für die Zukunftsthemen Industrie 4.0 und Industrial Internet of Things (IIoT). „Die Herstellerunabhängigkeit und Offenheit sind wesentliche Merkmale übergreifender Plattformlösungen“, ist Engleder überzeugt. „Nur damit lässt sich eine Datendurchgängigkeit über alle Produkte und Marken erzielen, und der Verarbeiter wird auch im zukünftigen Umfeld der smart factory die jeweils bestgeeigneten Anbieter für seine ganz individuellen Anforderungen frei auswählen können.“
Adamos Hub bündelt in einer Plattform die digitalen Produkte, Dienstleistungen und domainspezifischen Plattformen der unterschiedlichen Anbieter und verbindet die einzelnen Anwendungen miteinander. Der User kann die angebotenen Daten-Analysetools und vordefinierten Dashboards individuell kombinieren, um alle für ihn relevanten Informationen und Auswertungen auf einen Blick bereit zu haben. Statt wie bisher in verschiedene Systeme einsteigen zu müssen, stehen nun mit einem einzigen Login alle für den Anwender relevanten Informationen bereit.
OEE über gesamten Maschinenpark
Anhand konkreter Anwendungsbeispiele konnte der Messebesucher live erleben, welche neuen Möglichkeiten und Chancen die horizontale Vernetzung eröffnet. So gibt es unter anderem eine OEE-App, die die Overall Equipment Effectiveness (OEE) über den gesamten Maschinenpark berechnen kann. Neben der Spritzgießmaschine und den Robotern gehen zukünftig die Daten des Werkzeugs und der Heißkanäle, der Qualitätskontrollsysteme und Materialhandlingeinheiten in die Berechnung ein. Bislang ließ sich diese Kennzahl über die Gesamtheit des Maschinenparks nicht automatisch ermitteln.
Mit diesem Startschuss werden sukzessive weitere neue Apps, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle entwickelt werden, gibt Engleder einen Ausblick: „Durch die neuen Möglichkeiten der Datenverarbeitung und analyse können wir die Bedürfnisse unserer Kunden noch besser und gezielter bedienen, als dies heute möglich ist. Der Kundennutzen steht bei allen Entwicklungen immer im Vordergrund. Ganz wichtig bei der Digitalisierung ist, dass sie nicht um ihrer selbst willen betrieben wird.“
Enabler für die Kreislaufwirtschaft
Engel arbeitet gemeinsam mit seinen Kunden und Partnern daran, die neuen Möglichkeiten weiter zu erforschen, um das Produktangebot auf den Marktplätzen kontinuierlich auszubauen. Neben dem Adamos-Partnernetzwerk engagiert sich Engel auch sehr stark in der neuen LIT Factory in Linz, der ersten Pilotfabrik für die Digitalisierung in der Kunststoffverarbeitung. „Wir werden dort die Möglichkeiten der digitalen Vernetzung in der Praxis testen und gemeinsam im Partnerverbund neue Anwendungen entwickeln“, so Engleder. Die 25 an der LIT Factory beteiligten Unternehmen nutzen eine eigene übergreifende IIoT-Plattform. Gemeinsam decken sie den vollständigen Wertstrom von den Rohstoffen über die Produktentwicklung und die unterschiedlichen Verarbeitungstechnologien bis zum Recycling ab. Damit macht die LIT Factory deutlich, dass die digitale Transformation nicht nur die Industrieprozesse optimieren hilft, sondern auch dazu beiträgt, große Herausforderungen unserer Zeit zu lösen. Für den Aufbau einer Circular Economy ist die horizontale Vernetzung ein wichtiger Wegbereiter. „Die Kreislaufwirtschaft wird nur dann konsequent funktionieren, wenn wir bereits bei der Produkt- und Prozessentwicklung das spätere Recycling der Bauteile mitdenken“, sagt Stefan Engleder. „Dies setzt eine noch engere Zusammenarbeit der Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette voraus, was die neuen Marktplätze deutlich vereinfachen werden.“