Der Galvanikspezialist hat im Rahmen der Umstellung auf Chrom(III)-basierte Beschichtungsverfahren eine Pilotanlage installiert, die bei der Aufbereitung der Spülwässer die enthaltenen Wertstoffe nahezu vollständig zurückgewinnt. Genutzt wird das Prinzip der Umkehrosmose.
Im Jahr 2022 erst hatte der Automobilzulieferer BIA eine der modernsten Galvaniklinien Europas in seinem Solinger Stammwerk in Betrieb genommen. Hintergrund des kompletten Neubaus war die Modernisierung der Anlagentechnik sowie die Integration neuer effizienter Produktionstechniken. Dazu gehört auch die Umstellung von konventionellen Chrom(VI)- auf zeitgemäße Chrom(III)-basierte Beschichtungsverfahren.
Diese sind allerdings aufgrund der Vielzahl von benötigten Zusatzstoffen nicht nur teurer, sondern stellen auch eine größere Herausforderung für die Abwasserbehandlung dar. Bei den bislang etablierten Aufbereitungsprozessen geht aktuell ein Großteil der in den Galvanikbädern eingesetzten Wertstoffe verloren – ein Umstand, der die Wirtschaftlichkeit der Chrom(III)-Verfahren zusätzlich belastet.
BIA hat nun eine Pilotanlage installiert, die bei der Aufbereitung der Chrom(III)-Spülwässer die Wertstoffe nahezu vollständig zurückgewinnt. Diese werden dem Galvanik-Prozess anschließend wieder zugeführt. Das so aufbereitete Wasser kann dann ebenfalls im Prozess wiederverwendet werden und somit Kreisläufe prozessintern schließen. Die Entwicklung der Anlage war ein Gemeinschaftsprojekt der Technischen Universität Birmingham, der TH Köln, dem NCSR Demokritos in Athen, der BIA Entwicklung und Prozesstechnik sowie den Anlagenbauern Nijhuis Saur Industries und Salinity Solutions im Rahmen des Europäischen Forschungsförderprojekts IntelWATT.
Die neue Chrom(III)-Abwasserreinigung bei BIA nutzt das Prinzip der Umkehrosmose. Zwar ist dieses Verfahren altbewährt und lange bekannt, wurde aber noch nie im industriellen Maßstab zur Reinigung von Galvanikspülwässern genutzt. Erwartet wird dadurch eine nahezu vollständige Rückgewinnung aller in den Spülwässern gelösten Wertstoffe, die dann dem Prozess wieder zugeführt werden können. BIA verspricht sich davon einen wirtschaftlichen und ökologischen Effekt. Als positiver Nebeneffekt wird auch der Brauchwasserverlust und -bedarf zurückgehen.
Die neue Wasseraufbereitungsanlage ist nun im Probebetrieb und reinigt zunächst nur das Chrom(III)-Abwasser einer Galvanikanlage. Sollte sich das Konzept erwartungsgemäß als effizient erweisen, wird BIA es auch auf die anderen Anlagen an allen Produktionsstandorten weltweit übertragen. In der neuen Abwassertechnik liege langfristig ein erhebliches Potenzial für verbesserte Kreislauffähigkeit, Ressourcenschonung und Wirtschaftlichkeit bei den ohnehin teuren Chrom(III)-Beschichtungen, heißt es in Solingen.
Lesen Sie dazu auch den Beitrag „Wir werden diese Technologie zur Serienreife bringen“ in K-PROFI 1-2/2021.