In einer Schwaben-Connection machen Kunststoff-Spritzgießer und Technik-Entwickler gemeinsame Sache, sorgen damit für sauberes Wasser und schützen das Klima.
Damit Regenwasser nutzbar wird, braucht es Filtersysteme. Die entwickelt seit knapp 30 Jahren die Firma 3P-Technik-Filtersysteme. Zum Einsatz kommen sie überall da, wo Verkehrsflächen Regenwasser sammeln oder dieses ins Grundwasser geleitet wird. Also an Straßen, Parkplätzen oder auf großen Dachflächen, wie sie bei Logistikzentren oder Einkaufshallen zu finden sind. Aber auch Privatleute können Regenwasser nutzbar machen, etwa zur Toilettenspülung, zum Wäschewaschen oder der Gartenbewässerung. Erfahrungswerte zeigen: Für bis zu 70 % des Wasserbedarfes eines Haushaltes in Deutschland lässt sich Regenwasser nutzen.
„Dafür brauchen sie unsere Fallrohrfilter“, sagt Jorge Torras-Piqué. Der 58-jährige Geschäftsführer von 3P-Technik hat das Unternehmen 1997 gegründet und zu einer Firma mit heute 30 Beschäftigten aufgebaut. Die sechs unterschiedlichen Filtertypen können die Leute in Baumärkten kauften und eigenständig beispielsweise ins Fallrohr der Regenrinne montieren. Das Geschäft läuft gut, mehrere zehntausend Fallrohrfilter setzt das Unternehmen davon pro Jahr ab. Wobei diese nicht am Firmensitz in Bad Überkingen hergestellt werden. „Wir hatten lange eine schwedische Firma mit der Produktion und Montage der Filter beauftragt“, so der Geschäftsführer. Doch diese wurde verkauft und die Fehler in der Montage und im Kommissionieren häuften sich. Von da an war klar, dass ein neuer Kunststofftechniker mit ins Boot muss. Den findet 3P-Technik über den Marketing-Preis Top-100. Im 30 Kilometer entfernten Heroldstatt sitzt die Firma 1A Autenrieth, deren Chef und Gründer sich als „Kunststoffversteher“ bezeichnet. Auch Steffen Autenrieth gehört zu den Top-100 Preisträgern und so lernen sich die beiden Mittelständler vor knapp sieben Jahren kennen.
Doch der Umzug der Spritzgießwerkzeuge von Skandinavien ins schwäbische Heroldstatt will geplant sein. Um lieferfähig zu bleiben, legt 3P-Technik eine Jahresproduktion der Filtersysteme ins Lager. Parallel übernimmt Autenrieth die 17 Spritzgießwerkzeuge, mit denen die Kunststoffbauteile hergestellt werden. „Die Adaption der Werkzeuge an unsere Maschinen gelang rasch, weil wir nur den Durchlaufprozess anpassen mussten“, sagt Steffen Autenrieth. Dadurch steigt aber die Produktivität und so lassen sich in kürzerer Zeit mehr Filtersysteme herstellen. Wobei 1A Autenrieth nicht nur die Produktion der einzelnen Kunststoffteile übernimmt. Sondern als Systemanbieter auch die Baugruppen zu einem verkaufsfertigen Filter montiert. Dafür müssen Dichtungen und Edelstahlteile mit den Kunststoffelementen zusammengesteckt und verschraubt werden. Eine Aufgabe, die neben geschickten Händen ein ausgeklügeltes Prozessmanagement erfordert.
Denn anschließend kommissioniert Autenrieth die Filter, verpackt sie in 10er-Einheiten und lässt die Pakete zum Logistiker transportieren. 3P-Technik stellt dafür die Nicht-Kunststoffteile sowie Verpackungsmaterial und -maschine zur Verfügung; und hat damit Herstellung und Versand komplett an Autenrieth ausgelagert. „Durch den Herstellerwechsel konnten wir weitere Märkte erschließen“, so der Geschäftsführer. Denn weil Produkt-, Montage- und Versandqualität wieder passen, kann 3P-Technik mehr und schneller liefern.
Nun steht für das Unternehmen aus Bad Überkingen ein Projekt in Brasilien an. Im südamerikanischen Staat herrschen, wegen des Klimawandels, immer öfters lange Trockenzeiten. Deshalb hat die Regierung ein Gesetz erlassen, das Bauherren verpflichtet, bei Neubauten Zisternen anzulegen. Die wiederum sammeln Regenwasser. Weil das Vorhaben relativ neu ist, liefert 3P-Technik rund 5000 Regenwasserfilter nach Südamerika. Sobald sich das Verfahren etabliert hat, rechnet 3P-Technik mit bis zu einer Verzehnfachung des Absatzes. Auch hier liefert Autenrieth den fix und fertig montierten „Beruhigten Zulauf und Regenwasserfilter“ an – wie Fachleuchte das System nennen. Durch die Regenwassernutzung wird die Umwelt weniger belastet. Denn teure Brunnen müssen nicht gebaut werden, was wiederum das Klima schont.
Lesen Sie dazu auch den Beitrag „Das älteste Werkzeug ist aus den 1950er Jahren“ in K-PROFI 4/2024.