17.05.2017
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Zwischen „Verbrenner“ und E-Mobilität

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Lesedauer: 5 Minuten.

Zum 5. Polymer-Forum der Ter Plastics Polymer Group, Herne, kamen Ende letzter Woche knapp 400 Teilnehmer nach Aschaffenburg. Allein diese Dimension belegt, dass es sich bei dieser Veranstaltung nicht um […]

Mit knapp 400 Teilnehmern war die Stadthalle in Aschaffenburg gut gefüllt. (Foto: Ter Plastics)

Mit knapp 400 Teilnehmern war die Stadthalle in Aschaffenburg gut gefüllt. (Foto: Ter Plastics)

Zum 5. Polymer-Forum der Ter Plastics Polymer Group, Herne, kamen Ende letzter Woche knapp 400 Teilnehmer nach Aschaffenburg. Allein diese Dimension belegt, dass es sich bei dieser Veranstaltung nicht um eine „Kaffeefahrt“ handelt, wie der geschäftsführende Gesellschafter der Ter Group Christian Westphal betonte, sondern als „interdisziplinärer Austausch unter Fachleuten“ angelegt ist. „Die jedes Jahr deutlich ansteigende Teilnehmerzahl zeigt uns, dass wir mit unserem Polymer Forum den Bedarf der Branche an einem solchen Event richtig erkannt haben“, freut sich dann auch Moderator Goran Brkljac, Leiter Anwendungstechnik und Produktentwicklung bei Ter Plastics, über den Besucherrekord.

Mit ihrem hohen technischen Niveau wurden die Vorträge dem gesetzten Anspruch voll gerecht. Auch wenn – dem Profil des Veranstalters entsprechend – thermoplastische Werkstoffe im Vordergrund standen, kamen ebenso verfahrenstechnische Themen der Spritzgießverarbeitung, die letztlich bei jeder Werkstoffentscheidung mit zu berücksichtigen sind, aufs Podium.

Weniger Gewicht durch endlosfaserverstärkte Thermoplaste

Bei den Werkstoffen drehte sich – im Einklang mit dem Portfolio der Gastgeber – alles um Hochleistungsthermoplaste, insbesondere für die Automobilindustrie. Metallersatz zur Gewichtsreduzierung ist hier nach wie vor das große Thema – sowohl für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren als auch für die Elektromobilität – da bei beiden die damit in enger Korrelation stehende Verringerung des Energieverbrauchs im Fokus steht. Prof. Christian Bonten vom Institut für Kunststofftechnik der Uni Stuttgart gab hierzu einen systematischen Überblick über die Einsatzmöglichkeiten und Verfahren für endlosfaserverstärkte Thermoplaste, von Tapes über Organobleche bis zu In-situ-Pultrudaten. Insbesondere in letzteren sieht er Potenzial, bisher nicht genutzte Anwendungsgebiete zu erschließen.

Hohe Temperaturen auch beim Elektroantrieb

Auch bei zunehmender Elektromobilität bleibt die Temperaturstabilität von Hochleistungsthermoplasten ein wichtiges Thema. Einmal sind auch in E-Motoren noch hohe Temperaturen zu bewältigen, wie Dr. Gerhard Reuschel von Polyplastics anschaulich anhand der Kühlungssysteme von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen belegte. Zum anderen hat der Verbrennungsmotor längst nicht ausgedient, wie der TecPart-Vorsitzende Michael Weigelt zeigen konnte. Selbst wenn nach heutigen Prognosen im Jahr 2025 rund 21 % der neuzugelassenen Pkw einen vollelektrischen Antrieb besitzen, würden angesichts der steigenden Zahl der Gesamtzulassungen immer noch mehr Neufahrzeuge als heute durch einen Verbrennungsmotor oder hybrid angetrieben werden, so Weigelt, der daher das Motto „Keine Panik“ ausgab.

Vielseitiges PPS

Reuschel zeigte unterschiedliche Anwendungsbereiche von PPS sowohl in Verbrennungs-, Hybrid- und Elektromotoren als auch in der Brennstoffzelle. Neben der mit PEEK vergleichbaren hohen chemischen Resistenz besitzt PPS weitere Vorteile auch für Nichtautomobilanwendungen, wie Eric Folz von DSM beleuchtete. So besitzt es einen ähnlichen thermischen Ausdehnungskoeffizienten wie Metall, was insbesondere für Hybridbauteile interessant ist. Zudem bildet es dünne, faserfreie Hautschichten, so dass auch mit faserverstärkten Typen Hochglanzoberflächen möglich sind. Es wird dadurch auch Faserabrasion vermieden, wichtig für sensible Anwendungen in der Medizin und dem Lebensmittelsektor.

Hochleistungsmaterial PPA

Mit der Einführung des PPA ForTii Ace auf Basis der PA 4T-Chemie auf der K 2016 hatte DSM ein Material für die Substitution von Druckgussmetallen und technischen Hochleistungskunststoffen wie PEEK entwickelt. Die Glasübergangstemperatur von 160 °C liegt über der anderer Polyphthalatamide. Trotzdem lässt es sich einfach verarbeiten, auch in wasserbeheizten Spritzgießwerkzeugen. Für welche Einsatzzwecke diese Hochleistungsmaterial geeignet ist und wann in Abhängigkeit von geforderter Steifigkeit und Belastungstemperatur der Einsatz von PA 66 besser geeignet ist, erläuterte Tim Vorage von DSM detailliert.

Klassiker überwindet Grenzen

Dass auch der Klassiker PA 66 noch nicht ausgereizt ist, zeigte Wido Ziemer von Solvay. Mit Technyl REDx hatte der Werkstoffspezialist auf der K 2016 ein neues hitzebeständiges PA 66 mit einer selbstverstärkenden Molekularstruktur eingeführt. Ein spezielles Additiv sorgt dabei ab Dauergebrauchstemperaturen von 100 °C für eine leichte Vernetzung der Polymerketten, die der Hitzealterung entgegen wirkt. Das unvernetzte Granulat lasse sich problemlos verarbeiten, die Vernetzung setze erst bei Langzeitwärmeeinwirkung ein, betonte Ziemer.

Zur Auflockerung zwischen den Fachvorträgen bot Dr. Carl Naughton eine erfrischende sowie zugleich unterhaltsame und lehrreiche Keynote zum Thema „Inspiration – so schaffen Sie Lust auf Neues und Veränderung“. In den Pausen standen den Teilnehmern im Rahmen einer Fachausstellung weitere Experten der vortragenden Unternehmen zur Verfügung. Zudem boten sich den zahlreichen Fachbesuchern vielfältige Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.

Keine Frage bleibt unbeantwortet

Ein besonderer Clou dieses Polymer-Forums war ein eigens entwickeltes Frage-Tool. Damit konnten die Veranstaltungsbesucher während der laufenden Vorträge online über ihre Mobilgeräte Fragen stellen, die im Anschluss von den Referenten direkt beantwortet wurden. Auf Fragen, die aus Zeitknappheit nicht live diskutiert werden konnten, sollen die Fragesteller nach der Tagung noch Antworten bekommen.

www.polymer-forum.de
www.terplastics.com

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Toralf Gabler
Toralf GablerRedakteur K-PROFI

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