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28.02.2023
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Produktionsverlagerungen nach China – Vom Schritt über eine rote Linie

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Lesedauer: 3 Minuten.

Anlässlich der von BASF angekündigten Stilllegung einiger Anlagen im Stammwerk in Ludwigshafen kommentiert der stellvertretende KI-Chefredakteur Sven Arnold den Trend zur Produktionsverlagerung der europäischen Chemieindustrie nach China und in die USA.

Man sagt den Europäern und insbesondere den Deutschen derzeit nach, sie seien sehenden Auges in jene Abhängigkeit gesteuert, die uns seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine so sehr zu schaffen macht – mit der Lieferung von russischem Gas, den offensichtlichen Kungeleien um die Pipeline „Nordstream 2“ und insgesamt zu wenig Vorsicht in den Beziehungen zum östlichen Nachbarn.

Wirklich viel scheinen Politik und Wirtschaft daraus nicht gelernt zu haben. Kaum haben wir dem einen Autokraten die Mittel aus der Hand genommen, mit denen er gedachte uns seinen Willen aufzuzwingen, da haben wir nichts Eiligeres zu tun, als uns unter das Joch des nächsten zu begeben. Hauptsache, die Kohle fließt in Strömen, alles andere ist Nebensache.

Zur Bilanzpressekonferenz am 24. Februar kündigte die BASF die Stilllegung mehrerer Anlagen in Ludwigshafen an. Dazu gehören u.a. Produktionslinien für TDI, Caprolactam und Adipinsäure (Foto: BASF).

Beispiele sind Covestro und BASF, die noch mehr Produktion nach China verlagern, auch Ineos kann als einer dazu gezählt werden, der gerade auf der anderen, der US-Seite, den Fuß in die Fracking-Tür bekommen will. Denn auch die US-Amerikaner sind – so nahe wir ihnen teilweise stehen und so glücklich wir über den Schutz sind, den sie uns vollständig uneigennützig bieten – keine Engel. Man denke nur an den Krieg im Irak und die Hand auf dem Öl in der Region, das der eigentliche Auslöser war.

Es wird höchste Zeit, dass wir Europäer unsere Geschicke selbst bestimmen, und als Partner auf Augenhöhe auftreten, nicht als Anhängsel, mehr oder weniger treue Verbündete oder Ähnliches. Es scheint vor dem aktuellen Hintergrund kontraproduktiv, uns noch abhängiger von der aufstrebenden Weltmacht China zu machen.

Stattdessen sollte sich gerade BASF-Chef Martin Brudermüller auf das besinnen, was er im Gespräch mit der „FAZ“ noch im vergangenen November sagte: „Es gibt auch für uns rote Linien in China.“ Zumal das aktuelle Vorgehen eine bedeutende Abkehr vom dem ist, was vor einem Vierteljahr noch galt: „Wir produzieren in China vorwiegend für den chinesischen Markt. Wir haben dort nie Produktionsstandorte für Vorprodukte errichtet, die wir dann nach Europa oder Amerika gebracht haben (…).“

Wenn das Beispiel europäischer Werksschließungen von BASF und Dow Schule macht, wenn also Deutschland und Europa eher früher als später keine Wirtschaftsstandorte von Gewicht mehr sind, dann können wir noch so sehr heulen, dass hierzulande alles so teuer und der Chemikalien-Regularien so viele sind. Dann werden China, vielleicht auch noch die USA , uns sagen, was getan wird – und was nicht. Und das wird uns Einflusslosen am Ende noch viel weniger schmecken.

Sven Arnold
Sven ArnoldStellvertretender Chefredakteur KI - Kunststoff Information

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