08.08.2024
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Nicht alles ist Raketenwissenschaft

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Lesedauer: 2 Minuten.

Überwiegend Spritzgießer waren Anfang Juni in Dresden zum Technologietag der Enesty GmbH aus Hartha geladen – Geschäftsführer und Leitungspersonal aus dem Mittelstand, Werksleiter großer Konzerne, Self-made-Unternehmer. Die Gastgeber, verortet in der Temperier- und Werkzeugtechnologie, ersetzten das klassische Vortragsprogramm durch ein unterhaltsames Theaterstück.

In drei Aufzügen brachten die Akteure weder Drama noch Komödie auf die Bühnenbretter des Lingnerschlosses, sondern inszenierten die Entwicklung eines Produkts, den Bau des notwendigen Werkzeugs und die Etablierung des Spritzgießprozesses beispielhaft an der Produktidee eines 2-Liter-Pflanztopfes.

Der Erfinder eines 2-Liter-Pflanztopfes suchte im Theaterstück nach der richtigen Produktionslösung für seine Idee (Foto: Steffen Zeibig)

Der Erfinder eines 2-Liter-Pflanztopfes suchte im Theaterstück nach der optimalen Produktionslösung für seine Idee (Foto: Steffen Zeibig)

Als Darsteller fungierten Experten verschiedener Technologieunternehmen, die den Produkterfinder bei allen wesentlichen Schritten mit verschiedensten Überlegungen begleiteten. Unabhängig von den eingebundenen Lieferanten, Marken und Dienstleistern wurde das Für und Wider alternativer Technologien umfassend abgewogen und diskutiert, Nachfragen aus dem Publikum inklusive.

Zwischen unabweisbaren physikalischen Zusammenhängen und „Glaubensfragen“ wurde ein breites Spektrum an Themen beackert: Produktidee und Produktgestaltung, Werkzeugbau mit Simulation, Anschnittlage, Heißkanaltechnik und Kühlkonzept, Maschinenausstattung und Automationskonzept, Temperierstrategie mit Wasserrückkühlung und -aufbereitung, Prozessüberwachung und Qualitätssicherung, dazu noch eine mögliche Förderkulisse. Schnell wurde klar: Alle Handlungsfelder verdienen Beachtung, denn sie beeinflussen Produktqualität, CO2-Fußabdruck und Wirtschaftlichkeit.

Die Diskussionen in den Kunstpausen und nach der Veranstaltung zeigten: Lange nicht alle Verarbeiter haben in ihren Projekten jedes der vielen Details intensiv bearbeitet. Das belegt einerseits, dass die meisten Prozesse in den Betrieben auch ohne akribische Durchleuchtung ordentlich laufen und die Formteilqualität offenbar stimmt. Andererseits ist zu vermuten, dass in der Optimierung vermeintlicher „Standardprozesse“ noch gewaltiges wirtschaftliches Potenzial schlummert.

Glaubhaft nannten die Experten bei einzelnen Maßnahmen – ob als Erstausstattung oder als Nachrüstung – ROI-Zeiten von wenigen Monaten, bei manchen nur von wenigen Wochen. Selbst wenn die jeweiligen Maßnahmen sich in Monaten rechnen, sind sie eine Beschäftigung wert. Nicht alle Überlegungen stützen sich auf komplexe digitale Tools oder gar künstliche Intelligenz. Viele Teilaufgaben lassen sich mit gesundem Menschenverstand analysieren, einzelne Schritte zu Verbesserungen gut mit Experten besprechen und so systematisch und strukturiert angehen.

Die Erkenntnis: Um wirtschaftliche Potenziale in Standardprozessen zu heben, braucht es keine „Raketenwissenschaft“!

Markus Lüling
Markus LülingChefredakteur K-PROFI

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