Dass den Österreichern der Dreivierteltakt im Blut liegt, ist bekannt. Und auch die Zwölftonmusik hat ihren Ursprung in Wien. Dass man sich an der schönen blauen Donau auch mit dem […]
Dass den Österreichern der Dreivierteltakt im Blut liegt, ist bekannt. Und auch die Zwölftonmusik hat ihren Ursprung in Wien. Dass man sich an der schönen blauen Donau auch mit dem 11er-Takt auskennt, konnten die Hausmesse-Besucher im neuen Werk des Gummimaschinenbauers Maplan vor wenigen Tagen live erleben.
Der Umzug von Ternitz nach Kottingbrunn vor neun Monaten war nötig geworden, weil das alte Produktionsgelände an seine Grenzen gekommen und vor Ort nicht erweiterungsfähig war. Mit dem Neubau stellte der Maschinenbauer auch seine Produktion von der bisherigen Einzelplatz- auf eine weitgehende Taktfertigung um. Die Kapazität konnte damit auf rund 500 Maschinen pro Jahr verdoppelt werden, die Durchlaufzeiten verringern sich um rund 30 %.
Maschinen bis zu einem Gewicht von 18 t und einer Schließkraft von 4.600 kN werden in elf aufeinanderfolgenden Takten montiert. Vom Rahmen bis zur versandfertigen Maschine rollen die unterschiedlichsten Anlagen Takt für Takt auf Schienen durch die Produktionshalle. Größere und spezielle Sondermaschinen werden in herkömmlicher Einzelmontage gebaut. Es ist aber auch möglich, die Grundmaschinen von Sonderausführungen durch die Taktfertigung laufen zu lassen und dann in Einzelfertigung zu komplettieren.
Maplan hat dieses Konzept als erster Gummi-Spritzgießmaschinenhersteller umgesetzt. „Mit großem Erfolg“, wie Geschäftsführer Wolfgang Meyer betont. Geplant war ursprünglich, den im Takt gefertigten Anteil der Maschinen von zunächst 30 % innerhalb von drei Jahren auf 70 % zu steigern. Nach nur neun Monaten liegt der Anteil bereits bei 60 %. „In unserem Segment ist dies nicht ganz trivial“, erklärte Meyer, „weil es so gut wie keine echten Serienmaschinen gibt, sondern beinahe jede Anlage kundenindividuelle Besonderheiten hat. So befinden sich allein unter den 40 gerade im Bau befindlichen Maschinen 20 verschiedene Typen.“
Damit die Fertigung im Gleichklang bleibt und nicht aus dem Takt läuft, ist eine äußerst präzise Produktionsplanung nötig. Der Aufwand für jeden der elf Takte ist für verschiedene Modelle und Ausführungen unterschiedlich groß. Um auf der Schienenstrecke weder Staus noch Leerlauf zu erzeugen, sind die Takte auf jeweils acht Stunden ausgelegt. Der unterschiedliche Aufwand wird durch eine variierende Anzahl der Arbeitskräfte ausgeglichen. Dabei wiederum muss berücksichtigt werden, dass nicht jeder Monteur alle Arbeiten in jedem Takt durchführen kann und auch die Zahl der gleichzeitig in einem Takt tätigen Monteure begrenzt ist.
Den Taktstock schwingt hierbei ein spezielles Computerprogramm, das alle diese Fragen berücksichtigt und dafür sorgt, dass es zu keinen Dissonanzen kommt. Die Anlieferung der nötigen Bauteile an die einzelnen Taktstationen wird über ein ERP-System koordiniert. Maplan selber konzentriert sich dabei auf die maschinenspezifischen Teile. Für die Bevorratung und Anlieferung aller Standardteile ist ein externes Logistikunternehmen zuständig.
Rund 320 Maschinen sollen in diesem Jahr in Kottingbrunn gebaut werden. Mit einem angepeilten Maschinen-Umsatz von rund 39 Mio. EUR bzw. 45 Mio. EUR inklusive aller Serviceleistungen wäre 2017 damit das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte. „Und im Jahr 2021 sollen es bereits 72 Millionen Euro Umsatz sein“, wagte Meyer schon mal einen Blick in die Zukunft. Sicherlich ein ehrgeiziges Vorhaben. Doch das war die Umstellung von der Einzelplatz- auf die Taktfertigung auch.