„In China wird nicht erfolgreich sein, wer das Geschäft aus Europa heraus betreibt“, betonte KraussMaffei-CEO Dr. Frank Stieler vor acht Wochen auf der Fakuma in Friedrichshafen. Er meldete, der Münchener […]
„In China wird nicht erfolgreich sein, wer das Geschäft aus Europa heraus betreibt“, betonte KraussMaffei-CEO Dr. Frank Stieler vor acht Wochen auf der Fakuma in Friedrichshafen. Er meldete, der Münchener Hersteller von Spritzgießmaschinen, Extrusionsanlagen und Reaktionstechnik habe sich mithilfe seines chinesischen Eigentümers China National Chemical Corporation (ChemChina) Rückgriff auf lokale Lieferanten gesichert, Geschäftsverbindungen ausgebaut sowie binnen 12 Monaten die Produktion in China verdoppelt.
Weiter berichtete Stieler, die auf der K 2016 bekannt gemachte Ertüchtigung anderer Gummimaschinenbauer unter dem Dach der ChemChina durch KraussMaffei sei fortgeschritten. So habe man Fujian Sanming Chemical Machinery so weit qualifiziert, dass es als Zulieferer für KraussMaffei auch nach Deutschland dienen könne. Dazu kämen noch die ChemChina gehörenden Werke für Reifenpressen und Kautschukmischer bei Guilin Rubber Machinery und Yiyang Rubber & Plastics Machinery. Alle Produkte dieser Unternehmen seien komplementär zu den von KraussMaffei Berstorff in Hannover hergestellten Gummiextrudern und -anlagen, hatte Stieler in Düsseldorf erklärt und zugleich angedeutet, mit den vier Maschinenbauern könne ChemChina u.a. Reifenfabriken aus einer Hand ausstatten.
Am Montagnachmittag platzte dann diese Meldung herein: KraussMaffei soll zusammen mit just diesen drei anderen Maschinenbauern an die Börse Shanghai gebracht werden. In einem „Cold IPO“ werden die vier Maschinenbauer als Sacheinlage in eine bereits börsennotierte Tochtergesellschaft von ChemChina, die Qingdao Tianhua Institute of Chemistry Engineering Co. Ltd., eingebracht. In Kombination mit einer Kapitalerhöhung sollen weitere Aktien der Gesellschaft am Markt platziert werden – allerdings nur so viele, dass ChemChina seine Mehrheit an Qingdao Tianhua und damit an KraussMaffei behält.
„Das Geschäft von KraussMaffei wird rund 85 % des gelisteten Unternehmens darstellen“, erklärte Stieler. KraussMaffei, das seit April 2016 mehrheitlich zu ChemChina gehört, werde das Auslandsgeschäft aus Deutschland heraus weiter ausbauen und das chinesische Inlandsgeschäft lokal vorantreiben. Durch den geplanten Zugang zum chinesischen Kapitalmarkt soll KraussMaffei seinen Wachstumskurs mittelfristig weiter beschleunigen können. Wie „Die Welt“ am Montagabend meldete, sollen aus der Transaktion etwa 200 Mio. EUR frisches Kapital zufließen.
„Die Herausforderung besteht darin, Gummimaschinen aus chinesischer Produktion, die für den dortigen Binnenmarkt konzipiert waren, außerhalb Chinas marktfähig zu machen“, hatte Stieler auf der K-Messe analysiert, „es geht darum, an den Standorten in China einen Technologiestandard zu erreichen und eine Liefertreue zu etablieren, die es ermöglichen, dieses Produkt außerhalb Chinas zu verkaufen. Das Interesse an diesen Maschinen ist im Übrigen sehr groß.“ Krauss Maffei verfüge außerhalb Chinas über ein dichtes Service- und Vertriebsnetzwerk, hatte Stieler vernehmen lassen, und könne hierüber durchaus chinesische Maschinen weltweit vermarkten und betreuen.
KraussMaffei hatte sich auf der Fakuma hochzufrieden mit dem aktuellen Geschäftsverlauf gezeigt: Auftragseingang und Umsatz waren bis Ende August deutlich über Vorjahresniveau geklettert. Das Wachstum werde nicht nur in den deutschen, sondern auch in den chinesischen Werken dargestellt, hatte Stieler ausgeführt und sich über die „starke Unterstützung von ChemChina und der beiden weiteren Eigentümer“ gefreut. Im laufenden Jahr steuert KraussMaffei auf einen Umsatz über 1,3 Mrd. (Vorjahr: 1,27 Mrd.) EUR zu.
Der Firmensitz von KraussMaffei bleibt der Mitteilung zufolge unverändert in München. Sowohl die deutsche Mitbestimmung, die Rechtsform der Gesellschaft als auch sämtliche Mitarbeiter- sowie Gewerkschaftsvereinbarungen blieben bestehen, meldete KraussMaffei, weshalb auch die Arbeitnehmervertreter und die IG Metall diesen „nächsten Schritt“ begrüßten.
Die Transaktion steht noch unter Vorbehalt. Die Anträge auf Zustimmung, mit denen die Akteure in den nächsten Monaten sukzessive rechnen, liegen zur Prüfung bei den zuständigen Behörden und Gremien in China.
Die Qingdao Tianhua Institute of Chemistry Engineering Co. Ltd. ist an der Börse Shanghai gelistet. Gemäß chinesischer Regulierungsrichtlinien war der Handel des Papiers im Vorfeld der Transaktion für fünf Monate ausgesetzt.