24.03.2016
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Industrie 4.0 nicht verweigern, sondern nutzen!

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Lesedauer: 3 Minuten.

Haben Sie schon von Industrie 4.0 gehört? Was verbinden Sie mit Industrie 4.0? Wie intensiv haben Sie sich bereits mit Industrie 4.0 beschäftigt? Sehen Sie in Industrie 4.0 eher Chancen […]

Haben Sie schon von Industrie 4.0 gehört? Was verbinden Sie mit Industrie 4.0? Wie intensiv haben Sie sich bereits mit Industrie 4.0 beschäftigt? Sehen Sie in Industrie 4.0 eher Chancen oder eher Risiken? Die Verantwortlichen in der Kunststoffverarbeitung antworten den verschiedenen Fragestellern zurückhaltend, aber mit erkennbar skeptischer Tendenz.

Der Begriff „Industrie 4.0“ ist erst ein paar Jahr alt. Die Wurzeln der Entwicklungen, die das Etikett dekoriert, reichen in der Kunststofftechnik zum Teil schon Jahrzehnte zurück. Smart products, smart machines, smart production, smart services, horizontale Integration, vertikale Integration – die meisten Aspekte stehen in der Kontinuität längerfristiger Entwicklungen, die durch Vernetzung und Digitalisierung neue oder zusätzliche Dynamik bekommen. Insofern: Industrie 4.0 ist eine konsequente Evolution, keine plötzliche Revolution.

Oft werden die möglichen Risiken der Digitalisierung und des Datenaustauschs wie IT-Sicherheit und Industriespionage angeführt. IKV-Chef Prof. Dr.-Ing. Christian Hopmann mahnte kürzlich beim Kolloquium seines Hauses in Aachen: „Wir sollten nicht darauf warten, dass sich Probleme wie die Datensicherheit lösen. Es gibt genug Akteure im Markt, für die Datensicherheit von nachrangiger Bedeutung ist.“ In dieselbe Kerbe schlug beim VDI-Kongress „Kunststoff im Automobil“ in Mannheim Dr. Gerhard Dimmler, Leiter Forschung und Entwicklung Produkte beim Spritzgießmaschinenhersteller Engel Austria: „Europa diskutiert die Datensicherheit. China praktiziert längst Dinge, deren Risiken wir hier noch diskutieren.“

Bei aller Vorsicht hinsichtlich der Daten geht es auch um die Wettbewerbsfähigkeit – und das wohl am ehesten bei den Anwendern und ihren Zulieferern, den Kunststoffverarbeitern. Prof. Dr. Rudolf Stauber, Tagungsleiter in Mannheim, sah den Nutzen von Industrie 4.0 in der Verkürzung der Entwicklungszeiten, der Reduzierung der Entwicklungskosten und damit auch in der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der OEMs und ihrer Zulieferer. Er forderte, auch die Wertschöpfungskette Automobil müsse die Erkenntnisse aus der Industrie 4.0 systematisch verwerten: „Wir wären schlecht beraten, wenn wir die Chancen nicht nutzen.“

Als Beleg dafür wirkte in Mannheim ein Vortrag von Dr. Thomas Schuh, Senior Manager Polymer Technology bei der Daimler AG. Er berichtete über Coupé-Heckdeckel aus SMC, die bereits seit mehreren Modellgenerationen gemeinsam mit Rohstofferzeugern und Verarbeitern in automatisierten Serienprozessen konzipiert und produziert werden. Die durchgängige Erfassung und die Verfügbarkeit aller Daten für alle Partner habe zu einer „neuen Qualität der Zusammenarbeit in Form eines vertrauensvollen Miteinanders“ geführt, von dem alle profitierten. Früher hätten sich Reaktionen auf Probleme und Änderungen „in Tagen und Wochen“ gerechnet, heute nur noch „in Sekunden und Stunden“. Dank der neuen Möglichkeiten habe man Mut gefasst, größere Bauteile anzugehen und könne heute eine wesentlich höhere Komplexität gemeinsam erfolgreich beherrschen.

Immer öfter wird sichtbar: Die Digitalisierung der Kunststoffverarbeitung ist eine Chance – zur Simulation von Verfahren, zur Durchleuchtung von Prozessen, zur Flexibilisierung der Produktion, zur Individualisierung von Produkten, zur Dokumentation der Qualität, zur Schaffung individueller Serviceangebote, zur Anpassung eingesetzter Maschinen und Werkzeuge an tatsächliche Belastungen, zur Optimierung von Serviceaufwand, zur Steigerung der Ressourceneffizienz und letztlich zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit.

Dass Digitalisierung und Industrie 4.0 mit der Datensicherheit oder der Gewinnung und Qualifizierung von Personal auch Aufgaben bergen, ist klar. Aber die Möglichkeiten der digitalen Begleitung und Optimierung von Entwicklungs- und Produktionsprozessen schaffen neue Nutzen und lohnen eine intensive Beschäftigung – bei allen Beteiligten in der Wertschöpfungskette Kunststoff.

Markus Lüling
Markus LülingChefredakteur K-PROFI

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