09.04.2015
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Höhere Gewalt für höhere Ziele?

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Lesedauer: 3 Minuten.

Die Erzeuger von PE, PP und PS sorgen in den letzten Wochen für eine ungewöhnlich dichte Folge von „Force Majeure“-Meldungen. Beobachter und Kunden warten gleichermaßen auf nachvollziehbare Begründungen dafür, welche […]

Die Erzeuger von PE, PP und PS sorgen in den letzten Wochen für eine ungewöhnlich dichte Folge von „Force Majeure“-Meldungen. Beobachter und Kunden warten gleichermaßen auf nachvollziehbare Begründungen dafür, welche höheren Gewalten zurzeit an so vielen Standorten gleichzeitig einwirken, dass Anlage nach Anlage ausfällt.

Die Kunststoffverarbeiter kämpfen mit den Folgen: Ruckeln im Materialfluss, Stornos für terminierte Mengen, Aufschläge für erfolgte Lieferungen, stark oszillierende Preisnotierungen für Standardkunststoffe und ihre Vorprodukte. Die Nachrichten in KI – Kunststoff Information und die dortigen Preisbeobachtungen stehen minütlich unter intensiver Beobachtung der Einkäufer.

Unterdessen schlagen die Interessenvertretungen der Verarbeiter Alarm. Nach mehreren europäischen Verbänden meldet sich heute die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen zu Wort – mit deutlicher und unmissverständlicher Kritik, die weit über das auch aus allerbesten Zeiten bekannte, gebetsmühlenartige Jammern auf hohem Niveau hinaus geht.

Den Packmittelproduzenten als Großabnehmern von Polyolefinen erscheinen die „Force Majeure“-Meldungen der Erzeuger zunehmend willkürlich. Sie fordern Berechenbarkeit in der Wertschöpfungskette ein, erinnern ihre Lieferanten an die Grundregeln der kaufmännischen Sorgfaltspflicht und beschwören sogar die über Jahrzehnte von Erzeugern, Verarbeitern und Kunden gemeinsam geschriebene Erfolgsgeschichte der Kunststoffverpackungen, die sie jetzt gefährdet sehen.

Europa ist inzwischen abhängig von PE-Importen. Angesichts des Euro-Verfalls sind für die Erzeuger am Golf Erlöse in anderen Regionen der Welt attraktiver geworden. Deshalb sollte die EU prüfen, ob die Interessen der europäischen Kunststoffverarbeiter am günstigen und sicheren Import von Rohstoffen nicht schützenswerter sind als die Interessen der zu niedrigen Grundkosten produzierenden internationalen Erzeuger. In seinem viel gelesenen Kommentar fragt sich KI-Chefredakteur Daniel Stricker, ob Importzölle auf PE noch zeitgemäß sind.

Beim einen oder anderen Standardkunststoff scheinen sich Marktbedingungen zu verändern – kontinuierlich und womöglich irreversibel. Nicht ausgeschlossen, dass auch „höhere Gewalt“ den Weg bereiten soll, um Märkte neu zu priorisieren, Vertriebskanäle neu zu ordnen und so langfristig höhere Ziele zu erreichen. Und nicht nur aktuell höhere Margen.

Den Verbraucher berühren die Verwerfungen wenig. Der deutsche Michel bleibt ungebrochen konsumfreudig. Kein Wunder, dass auch die Hersteller von Kunststoff-Packmitteln für das zweite Quartal 2015 trotz aller beklagenswerten Umstände einen weiteren konjunkturellen Aufschwung prognostizieren. Zu welchem Vertrauensverlust bei den Endabnehmern, bei welchen Marktbedingungen für die Zukunft und zu welchem Preis in ihren Bilanzen – das allerdings bleibt abzuwarten.

Markus Lüling
Markus LülingChefredakteur K-PROFI

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