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30.07.2024
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Die Kunststoffindustrie trauert um Dr.-Ing. Erwin Bürkle

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Lesedauer: 4 Minuten.

Dr.-Ing. Erwin Bürkle ist am 29. Juli 2024 in Penzberg verstorben. Der langjährige Leiter der Grundsatz- und Technologieentwicklung beim Kunststoffmaschinenhersteller KraussMaffei und allseits geschätzte Spritzgieß-Experte und Berater wurde 82 Jahre alt.

Erwin Bürkle absolvierte in Pforzheim eine Ausbildung zum Werkzeugmacher und Maschinenbautechniker. Anfang der 1960er Jahre kam er als Werkzeugkonstrukteur in der Betriebsmittelkonstruktion zu KraussMaffei nach München und bildete sich nebenberuflich zum Industriemeister weiter. Nach einem kurzen Intermezzo als Konstrukteur von Extrudern bei einem anderen Unternehmen kehrte er 1968 als Konstrukteur von Spritzgießmaschinen zu KraussMaffei zurück.

Dr.-Ing. Erwin Bürkle ist Ende Juli 2024 im Alter von 82 Jahren gestorben. (Foto: Deutsches Reinrauminstitut e.V., Schlehdorf; www.reinraum-institut.de)

Dr.-Ing. Erwin Bürkle ist Ende Juli 2024 im Alter von 82 Jahren verstorben. (Foto: Deutsches Reinrauminstitut e.V., Schlehdorf; www.reinraum-institut.de)

Im Jahr 1971 schloss er sein nebenberufliches Ingenieurstudium an der FH München ab und nahm danach das Maschinenbaustudium an der TU München auf. Mit dem erworbenen Diplom wurde er 1978 Entwicklungsingenieur in der Anwendungstechnik für Kunststoffmaschinen. Als Externer wurde Erwin Bürkle 1988 bei Prof. Dr.-Ing. Georg Menges am Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV) an der RWTH Aachen mit der Arbeit „Verbesserte Kenntnis des Plastifiziersystems bei Spritzgießmaschinen“ zum Doktor-Ingenieur promoviert. Danach leitete er bei KraussMaffei die Abteilung für Grundsatzentwicklung und neue Technologien. Auch nach seinem offiziellen Eintritt in den Ruhestand unterstützte er KraussMaffei in Fragen neuer Technologien und Zukunftsentwicklungen.

Erwin Bürkle besaß die Fähigkeit, einerseits große Linien in der Entwicklung der Kunststofftechnik zu vermitteln und andererseits kleine Details von Werkstoff-, Werkzeug-, Maschinen- und Verfahrenstechnik zu analysieren und die komplexen technischen Zusammenhänge verständlich zu erklären. An seinem Wissensfundus ließ er jeden Interessierten teilhaben. Für spannende Entwicklungsvorhaben konnte er die passenden Partner identifizieren und von einer Kooperation überzeugen. Seine persönlichen „Steckenpferde“ waren neben der Kunststoffmaschinentechnik insbesondere die Sonderverfahren der Spritzgießtechnik, die Medizinprodukte, die Medizintechnik und mit ihnen auch die Reinraumtechnik für das Spritzgießen.

Zahlreiche Patente gehen auf Erwin Bürkle, seine Mitarbeiter bei KraussMaffei und auf verbundene Experten in Partnerunternehmen zurück. Als Autor unzähliger Fachveröffentlichungen, als Co-Autor von Fachbüchern, als Vortragender, Impulsreferent und Moderator sowie als Experte in Verbänden, Organisationen und Instituten wirkte er in der Kunststoffindustrie über Jahrzehnte omnipräsent. Er war Leiter der Fachbeiratsgruppe Spritzgießen sowie Mitglied des Kuratoriums des IKV, Beirat beim SKZ in Würzburg, in der VDI-Gesellschaft Kunststofftechnik (VDI-K) sowie in ihren Fachgruppen Spritzgießen und Medizintechnik, in der Innovationsinitiative Technik des VDMA, bei der FH Rosenheim und im Cluster „Neue Werkstoffe“ bei Bayern Innovativ.

Ausgezeichnet wurde Erwin Bürkle seit Ende der 1990er Jahre als „Ritter der Kunststofftechnik“ durch die VDI-K, mit dem „VDI-K-Würfel“ und der Richard-Vieweg-Ehrenmedaille des VDI, mit dem Dr.-Richard-Escales-Preis des Carl Hanser Verlags für die Wissensvermittlung in der Kunststoffindustrie und mit dem Georg-Menges-Preis des VDMA-Fachverbands Kunststoff- und Gummimaschinen und Plastics Europe Deutschland für seine jahrzehntelange Transferleistung zwischen Hochschulen und Industrie.

Schwere Komplikationen nach einer Covid-Infektion setzten Erwin Bürkle in den letzten Jahren enge Grenzen. Ganz gegen seine Gewohnheit musste er Projekte auf Distanz verfolgen und zuletzt ganz auf die Teilnahme an Veranstaltungen verzichten.

Ein Markenzeichen von Erwin Bürkle war der Trachtenjanker, der ihn auf Veranstaltungen im ganzen deutschsprachigen Raum auch zum Botschafter seiner oberbayerischen Heimat machte. In Benediktbeuern wurde Erwin Bürkle 1942 geboren. Das bekannte Dorf im Pfaffenwinkel blieb sein Wohnort: Von seinem Haus sind es nur wenige hundert Meter zum berühmten Salesianerkloster, das er sehr schätzte und in dessen Schatten er seine letzte Ruhestätte gefunden hat.

Mit Erwin Bürkle verliert die Kunststoffindustrie einen außergewöhnlich versierten Ingenieur, einen allseits geschätzten Projekt- und Gesprächspartner und eine bodenständige, bescheidene und verbindliche Persönlichkeit. Aufrichtiges Mitgefühl gilt seiner Tochter Bernadette und seinen beiden Enkeln. Wer Erwin Bürkle begegnen durfte,
wird sich respektvoll an seine Lebensleistung, dankbar an die von ihm vermittelten Kenntnisse und insbesondere an einen liebenswerten Menschen erinnern.

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Markus Lüling
Markus LülingChefredakteur K-PROFI

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