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28.12.2023
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Das Klima schert uns einen Dreck: UN-Klimakonferenz erst ohne und dann mit Ausstiegspassus

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Lesedauer: 4 Minuten.

Die UN-Klimakonferenz in Dubai – kurz COP 28 – ist vorbei. Was dort war und was davon bleibt, kommentiert Sven Arnold, stellvertretender Chefredakteur von KI – Kunststoff Information.

Viel haben wir in den vergangenen Tagen gelesen, gehört und gesehen von der UN-Klimakonferenz in Dubai – kurz COP 28 und lang Conference of the Parties of the United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC, Konferenz der Vertragsparteien des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen, Anm. d. Red.).

Ausgerechnet das ölreiche Dubai ist Gastgeber, aber das kann vermutlich ebenso wenig überraschen wie eine Fußball-WM in Qatar oder Olympia in Russland. Wer trifft eigentlich solche Entscheidungen? Oder muss das schlicht verbucht werden unter der Prämisse, dass – wollten wir nur mit Menschen annähernd gleicher Wellenlänge verhandeln – die Liste der möglichen Partner wirklich kurz wäre?

Aber das ist weder die einzige noch die wesentliche Frage. Ernsthaft diskussionswürdig ist folgendes: Mehr als 100 Länder dieser Erde sprachen sich für einen Passus in der Abschlusserklärung aus, in dem es populär ausgedrückt heißen sollte: „Wir wollen den Ausstieg aus fossilen Energiequellen bis zum Jahr X“. Zu den Befürwortern dieser Formulierung gehörten die ozeanischen Staaten Kiribati und Tuvalu – beide liegen bei Neuseeland und sind im Fortbestand gefährdet, wenn es mit der Erderwärmung und dem Anstieg des Meeresspiegels so weitergeht wie bislang. Nicht oder nur mit vagen Formulierungen dabei war die Mehrzahl der Weichensteller unserer Welt der kommenden Jahrzehnte: China (der Kohle wegen), Russland und der Nahe Osten (Rohöl und Gas) und die USA (Kernfusion statt Schiefergas-Fracking).

Man beklatscht vor allem sich selbst – und das zum Glück nichts passiert ist während des größten Wirtschaftsforums der Welt – allen voran COP-Präsident Sultan Ahmed al Jaber (Mitte, Foto: UN Climate Change/Kiara Worth)

Man hörte die Entrüstung aus den Medien quellen, als es zunächst hieß, der Abschlusserklärung bliebe ein eindeutiger Passus „pro Klimaschutz“ versagt. Doch was haben wir erwartet? Dass Saudi-Arabien sich innerhalb von ein paar Jahren von seinem Ölreichtum trennt, der die einzige Säule seiner Wirtschaft darstellt? Oder Russland, Venezuela? Das wäre in etwa so, als würde man den deutschen Autobauern sagen, ihr müsst euer Geschäft demnächst ersatzlos einstellen, weil keine Autos mehr rollen sollen – egal ob mit Strom aus dem Atomkraftwerk oder mit irgendeinem Sprit von der Tanke.

Jetzt steht nun doch drin „eine Abkehr von fossilen Brennstoffen ist notwendig“, was allerdings in etwa so erfolgreich sein dürfte wie Ikarus’ sagenhafter Flugversuch. Denn Kontrolle und Strafen sind nicht vorgesehen, wer sollte die Erstere leisten und wer sollte sich die Zweiteren gefallen lassen? Ist die Erklärung der COP 28 also wieder einmal ein zahnloser Tiger?

Vielleicht nicht: Denn ganz ohne Folgen bleibt die Bewegung in der Welt nicht. Nicht umsonst kann sich das traditionsreiche Weltwirtschaftsforum Davos warm anziehen, weil die COP zumindest aktuell viel mehr Schmackes hat. Denn allen voran weiß COP-Präsident Sultan Ahmed Al Jaber – in Nebenberufen Industrieminister der Vereinigten Arabischen Emirate und Chef der staatlichen Ölgesellschaft Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) –, was die Stunde geschlagen hat – und er ist einem Ausstieg aus der fossilen Welt trotz seiner Provenienz nicht ferner als manch anderer.

Zwar wird ihm seit Jahren nachgesagt, dass er den Ausstieg aus Öl und Gas für unnötig hält. Vielleicht ist das auch so. Aber: Nicht umsonst trachtet sein Konzern danach, möglichst viel des mit Öl verdienten Geldes in grünere Technologien zu investieren: beispielsweise mit den angestrebten Käufen von Braskem und Covestro. Denn auch er kann sich letztlich dem wirtschaftlichen Schwenk, der sich in vielen (Absatz-)Ländern vollzieht, nicht entziehen, wenn seine Ölquellen bis zum wirklich allerletzten Tropfen weitersprudeln sollen. Und das könnte – viel eher als die wachsweiche Abschlusserklärung – der Zahn des Tigers sein.

Sven Arnold
Sven ArnoldStellvertretender Chefredakteur KI - Kunststoff Information

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